Von Isabelle M. Beck
Prolog
Die Balkankriege in den Jahren 1912 und 1913 werden in der geschichtswissenschaftlichen Forschung ausführlich thematisiert. Die Migration, die unter anderem aus den Balkankriegen hervorging, ist hingegen nicht so stark in den sozialwissenschaftlichen Arbeiten vertreten.
Der Begriff „Balkan“ stammt aus der türkischen Sprache und bedeutet in seiner anfänglichen Bedeutung ein Gebirge oder einen Gebirgszug, der bewaldet ist. Im 19. Jahrhundert führte August Zeune in einem wissenschaftlichen Diskurs den Terminus „Balkanische Halbinsel“ ein, der aber die noch übliche Bezeichnung „Europäische Türkei“ nicht ersetzen konnte. Der Begriff „Balkan“ wird auch als „Pulverfaß“ und „Krisenregion“ bezeichnet (HÖSCH 2004: 7-8).
Die Balkankriege, die hier behandelt werden, geschahen in der „Epoche eines Vielvölkerstaates, auf dessen zerfallenen Fundamenten neue Nationalstaaten entstanden“ (TUNCAY / ZÜRCHER 1995: 10).
Die Migration wird in der sozialwissenschaftlichen Literatur als „ein hochkomplexes und multidimensionales“ Ereignis definiert, das darauf hinweist, „dass sich nicht nur Menschen über Grenzen bewegen, sondern auch Grenzen über Menschen“ (NUSCHELER 2004: 35).
Diese Ausführung geht verstärkt auf die millionenfachen Migranten ein, die in der Machtauseinandersetzung vor genau 100 Jahren während der Balkankriege deutlich als Objekte behandelt wurden und zur Flucht sowie Vertreibung aus politischen, ethno-nationalen, rassistischen oder religiösen Gründen gezwungen waren.
Zunächst wird die geschichtliche Lage des Balkans im Zusammenhang mit den Balkankriegen untersucht. Danach werden die Migrationsbewegungen, ihre Gründe, Arten und Folgen anhand der wissenschaftlichen Literatur analysiert. Abschließend folgt ein Fazit mit einer Zusammenfassung und einem Ausblick.
Foto: The Ottoman Milk Cow – Para ile değil, sıra ile. Bırakın biraz da sahibi beslensin (AKYOL 2013: 218).
Die geschichtliche Lage des Balkans vor und während der Balkankriege
Auf dem Balkan lebten in der Zeit des Osmanischen Reiches sehr viele Völker unterschiedlicher Herkunft, Sprache und Kultur.
„The Balkans were settled by waves of ethnic Turks who migrated from Anatolia between the fourteenth and sixteenth centuries and even as early as the eleventh century; a smaller number of peoples from the Balkans migrated into Anatolia during the Ottoman rule“ (Karpat 1973: 10).
„Moreover, the Balkan Muslims also comprised the Bosnians, Albanians, and Pomaks who converted to Islam en masse, mainly in the sixteenth century […]. The special Balkan form of Islam created a religious category of is own and eventually served as a psychological basis fort he rise of Turkish nationalism late in the nineteenth century (Karpat 1973: 25).
Durch den fortschreitenden Untergang des Osmanischen Reiches im 18. Jahrhundert interessierten sich die Randstaaten und die Großmächte für die Balkanhalbinsel. Die dort lebende Bevölkerung konnte sich zwar aus dem „Türkenjoch“ befreien und eigene Staaten gründen, wurde dann aber auch von ihren Schutzmächten abhängig (Hösch 2004: 34).
Das Abkommen von Ayastefanos (1878) wurde nach der Niederlage des Osmanischen Reiches im Krieg gegen Russland (1877-1878) mit Russland ratifiziert. Das Osmanische Reich hatte große Verluste hinzunehmen. Das Gleichgewicht der Macht auf dem Balkan und im Nahen Osten verschob sich zugunsten Russlands. Nach diesem Abkommen sollte ein bulgarisches Fürstentum mit Makedonien entstehen. Dieses Abkommen wurde jedoch nicht umgesetzt. Überdies wurde Serbien unabhängig. Durch den Berliner Kongress (1878) verlagerte sich das europäische Gleichgewicht zugunsten Deutschlands und Österreich-Ungarns. Bulgarien schloss sich Deutschland und Österreich-Ungarn an und wurde von beiden enttäuscht, da das bulgarische unabhängige Fürstentum nicht als Ziel erreicht wurde. Ursache des ersten Balkankrieges waren daraufhin die Unabhängigkeitsbestrebungen Bulgariens, Serbiens und Griechenlands (Gökpinar 2011: 157-158).
Der Nationalgedanke entstand durch die Aufklärung und durch die Grundgedanken der Französischen Revolution sowie durch die deutsche Romantik und Gedanken von Johann Gottfried von Herder. „Die nationalen Erwecker“ sind sich erst in der Fremde „ihrer Herkunft, Geschichte und Sprache bewußt geworden“. Es trat die Phase der nationalen Wiedergeburt ein (Hösch 2004: 55).
Mit Hilfe der europäischen Mächte gelang es den Griechen, Serben, Rumänen, Montenegrinern und Bulgaren im 19. Jahrhundert eigene Staaten zu gründen. Sie mussten aber die Grenzziehung der Schutzmächte und „Landfremde als Herrscher“ gutheißen. Dadurch kam es zu Auseinandersetzungen mit den Randstaaten und den entsprechenden Schutzmächten. Die Auseinandersetzungen führten zu einem Kampf um Makedonien, die zu den beiden Balkankriegen führten (Hösch 2004: 56-61).
1908 kam es zum Kräftemessen zwischen den Jungtürken und dem Sultan. Sultan Abdülhamid musste die Verfassung wieder für gültig erklären. Die Jungtürken waren die eigentlichen Regierenden. In der Gruppe der Jungtürken setzten sich diejenigen durch, die für eine „radikale Türkifizierung des Reiches die Lösung“ der Probleme sahen. Daraus kam es zu Feindseligkeiten der christlichen Untertanen und der Araber. Die Jungtürken verloren große Teile des Reiches. Hier sind explizit die beiden Balkankriege (1912/13) zu nennen, bei denen praktisch auf alles Vermögen in den Balkanprovinzen verzichtet werden musste (Steinbach 2007: 20).
Es gelang der „russischen Diplomatie im März 1912, ein antitürkisches Offensivbündnis der Balkanstaaten“ zu errichten (Weithmann 2000: 315).
Italien besetzte 1911 Tripolis, dem ein Krieg folgte. Nach dem Krieg folgte 1912 ein gemeinsamer Angriff Griechenlands, Serbiens und Bulgariens gegen das Osmanische Reich. Dabei wurde Edirne erobert. Da es aber unter ihnen zu einem Streit um Makedonien kam, kam es 1913 zu einem Krieg untereinander. Das Osmanische Reich eroberte daraufhin Edirne zurück (Faroqhi 2010: 98).
Der Frieden von London (30.Mai 1913) beendete den ersten Balkankrieg (9.10. 1912–30.05.1913) durch die Großmächte und begrenzte den europäischen Teil des Osmanischen Reiches auf ein kleines Gebiet um Istanbul. Es kam zu „Interessengegensätzen der Balkanstaaten“. Die Frage, wem Makedonien gehören sollte, war noch offen. Bulgarien wollte Makedonien militärisch erobern, doch die Serben und Griechen eröffneten eine Gegenoffensive, der sich Montenegro, Rumänien und das Osmanische Reich anschlossen. Dieser zweite Balkankrieg (29.6.1913-10.8.1913) zerstörte die Hoffnung Zar Ferdinands von einer „bulgarischen Vormachtstellung auf der Balkanhalbinsel“. Es kam zum Bukarester Friedensvertrag zwischen Bulgarien und Serbien, Griechenland, Rumänien, Montenegro und damit auch zu territorialen Einbußen (Hösch 2008: 183). Das Osmanische Reich erhielt Adrianopel (Edirne), Rumänien bekam Dobrudys, Serbien erhielt Makedonien und Griechenland das Gebiet um Saloniki (Sievers 1991: 114).
Die Osmanische Niederlage im Balkankrieg führte dazu, dass das jungosmanische Kabinett im Juli 1912 vom Nationalparlament genötigt wurde zurückzutreten. Doch Enver Pascha und Talat Pascha kamen im Januar 1913 durch einen Putsch wieder an die Macht. Der Kriegsminister Enver Pascha fand als Verbündeten das Deutsche Reich. Im Mai 1913 entsendete das Deutsche Reich 42 Offiziere unter der Führung von General Liman von Sanders. Dadurch konnte der General in fast allen militärischen Angelegenheiten das Kommando übernehmen und somit Macht ausüben, da ihm vertraglich die Organisation der Osmanischen Armee unterstellt wurde. Der deutsche Generalstab war auf einen großen Krieg aus, um eine Neuverteilung der Überseekolonien zu erreichen „und das Osmanische Reich zu zerschlagen“ (Korn 2009: 193-194).
Die Balkanstaaten sind nach den Balkankriegen, sowie nach dem Berliner Kongress nicht Subjekte der „großen“ Politik, sondern Objekte. Die hervorgerufenen Konflikte die durch die neuen Grenzen entstanden, wurden von den Großmächten entweder gelöst oder aber auch geschürt. Das Bündnissystem der „Mittelmächte“ und der „Triple-Allianz“ zeichnete sich auf dem Balkan ab und geriet zu einem Pulverfass zu werden. Daraus ergab sich eine europäische Aufrüstung, die 1914 in den Ersten Weltkrieg mündete (Weithmann 2000: 327-328).
Die „Übergangsphase“ vom Osmanischen Reich zur Bildung von Nationalstaaten war sehr lange instabil. Die osmanischen Truppen zogen sich im ersten Balkankrieg soweit es ging aus dem Balkan zurück. Sie konnten die „territoriale Integrität des Osmanischen Reiches“ nicht bewahren. Die gegenseitigen Streitigkeiten der Balkanvölker führten dazu, dass Bulgarien Edirne wieder an das Osmanische Reich abtreten musste. Die Ermordung des österreichischen Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand und seiner Frau im Jahr darauf durch einen „bosnischen Nationalisten“, der von dem „großserbischen-nationalistischen Geheimbund Schwarze Hand“ beauftragt wurde, war der Auftakt zum Beginn des Ersten Weltkrieges und zur Umstrukturierung des Balkangebietes (Hösch 2004: 72-73).
Nach den Balkankriegen reifte auch bei den osmanischen Intellektuellen der Gedanke eines eigenen Nationalstaates heran, der letztendlich durch den Befreiungskrieg nach dem Ersten Weltkrieg gegründet wurde (Akyol 2013: 294).
Foto: Die Serben ändern den Namen des Bahnhofes (AKYOL 2013: 53).
Die großen Migrationsbewegungen
Durch die kriegerischen Auseinandersetzungen und durch den Homogenisierungszwang Nationalstaaten auf dem Balkan zu erschaffen, ist es zu großen Migrationsbewegungen gekommen.
„Die Entstehung ethnisch homogener Staaten war keine natürliche und schon gar keine friedliche Entwicklung, sondern ein gewalttätiger und noch heute nicht abgeschlossener Prozess“ (Hroch 2005: 43).
Die Bevölkerung war von „Binnenwanderungen, Arbeitswanderung und Landflucht auf der einen Seite und Zwangsmigrationen, Flucht und Vertreibung auf der anderen Seite“ betroffen (Hösch 2004: 22). Belgrad wurde erst im 19. Jahrhundert eine serbische Stadt. Davor lebten dort mehrheitlich Türken, Juden, Armenier und Griechen. Im Verlauf des 19. und 20. Jahrhunderts haben ungefähr vier Millionen Muslime in mehreren Etappen den Balkan verlassen (Hösch 2004: 23).
In den Jahren 1912-1914 verließen ca. 135 000 Muslime Griechenland, die den Platz der Griechen in der Türkei eingenommen haben, welche zeitgleich das Osmanische Reich verließen. Zwischen 1912-1924 verließen ca. 1,2 Mio. Griechen das Osmanische Land und ca. 400.000 Türken Griechenland (Steinbach 2007: 39).
Makedonien wurde von Bulgaren, Griechen und Serben gleichermaßen wegen der strategischen und wirtschaftlichen Bedeutung beansprucht. Der slawische Anteil der Bevölkerung überwog in den drei osmanischen Regierungsbezirken Saloniki, Monastir und Kosovo. Griechen, Albaner, Türken, Kutzowlachen und Juden waren dort in der Minderheit. Viele in Makedonien lebende Bewohner emigrierten nach Bulgarien, welches sein Exarchat auf Makedonien ausdehnte. Dadurch konnte der bulgarische Nationalismus erstarken. Das „Äußere Organisationskomitee“ das 1895 in Sofia von Emigranten gegründet wurde, hatte die Absicht Makedonien im Sinne Bulgariens militärisch zu lösen (Hösch 2008: 180-181).
Gründe und Arten der Migration
Die Gebietsverluste des Osmanischen Reiches waren durch „Vertreibung und Auswanderung“ gekennzeichnet. Es gab einige Muslime die in „geregelter Form“ das Gebiet verließen, die meisten aber flohen vor den Kriegen und vor den Gewalttaten, die ihnen drohten (Faroqhi 2010: 93).
Dadurch, dass Gebiete nicht nur erobert wurden, sondern immer mehr auch auf die Schaffung eines Nationalstaates abzielten, die eine nationale Einheit der Gesellschaft voraussetzte, entstanden geschichtliche Entwicklungen, wie Vertreibungen, Umsiedlungen und Massenmorde (Akyol 2013: 251).
Die nationale Gemeinsamkeit war die Sprache, zum Teil gekoppelt mit dem christlichen Glauben. Um die Nationalen Befreiungskriege zu führen, mussten gezielt nicht-nationale Bevölkerungsgruppen vertrieben werden, meist mit militärischer Hilfe oder durch Vernichtung der Lebensgrundlagen der zu Vertreibenden, durch Terror des Staates oder durch einen vereinbarten Austausch der Bevölkerung. Es erfolgte eine „ethnische Säuberung“, die es so im Osmanischen Reich nicht gegeben hatte, da durch das „Millet-System“ die jeweilige Kultur und Sprache weiter fortbestehen konnte. Die Befreiungskriege waren nur mit Hilfe der Großmächte möglich und wurden mit einer territorialen Übernahme belohnt. In diesem Sinne war es nicht wichtig, „ob das zu befreiende Gebiet überhaupt von einer Mehrheit der zu Befreienden bevölkert wurde oder nicht“. Durch die immer weiterführenden Gebietsforderungen kam es zu „Unruhen, Vertreibungen, Kriegen und neuen Forderungen (Uwe Becker, http://www.osmanischesreich.de/geschichte/18-20-jahrhundert/flucht-und-vertreibung/, 06.06.2013).
Bei der osmanischen Rückeroberung von Edirne 1913 wurden bulgarische Häuser und Kirchen verbrannt. Nach Istanbul flüchtende Bulgaren berichteten von Morden, die teils von der Armee, teils von irregulären Kampfverbänden wie den „Arabern“ verübt wurden. Auch die griechische Minderheit wurde von den Osmanen angegriffen. Armenier wurden als Verräter betrachtet, dabei dienten sie mehrheitlich loyal in der Armee des Sultans (Lieberman 2006: 73).
Im osmanisch-bulgarischen Abkommen von 1913 war der Transfer der osmanischen Minderheit nicht ethnonational definiert worden wie umgekehrt die bulgarische, sondern religiös. Im Lausanner Abkommen von 1923 spielten für beide Minderheiten nur religiöse Kategorien eine Rolle. Im Friedensvertrag von Neuilly 1919 sprach man von „ethnischen Minderheiten“. Das griechisch-bulgarische Transferabkommen vom 27. November 1919 teilte die Minderheiten in ethnische, religiöse und sprachliche Minderheiten auf, wobei man damit der Versailler Minderheitenschutzverträge folgte (Laun: 1971: 268).
Bevölkerungsgruppen, die andersethnisch waren, zählten jetzt zu den Minderheiten und waren nun nicht mehr erwünscht, da sie angeblich den „nationalstaatlichen Vereinheitlichungsstreben“ aufhalten würden (Leibniz-Institut für Europäische Geschichte, http://www.ieg-ego.eu/de/threads/europa-unterwegs/ethnische-zwangsmigration/berna-pekesen-vertreibung-der-muslime-vom-balkan#, 22.06.2013).
Zwangsmigration
Im Europa des 20. Jahrhunderts kann man von einer ethnisch bedingten Zwangsmigration im Zusammenhang mit den Balkankriegen 1912/13 bis zum Vertrag von Lausanne 1923 sprechen.
Es kam zu „ethnischen Säuberungen großen Stils“, wie „Zwangsumtaufen, erzwungene Namensänderungen, Vertreibungen und Massaker“, die von der Carnegie-Stiftung dokumentiert wurden. Der Vertrag von Lausanne legalisierte nachträgliche bereits stattgefundene Flucht- und Vertreibungsströme und eröffnete eine neue „Umsiedlungswelle“ unter der Bezeichnung „Bevölkerungsaustausch“. Die Umsiedlungen waren aber nicht geregelt. Der erste „zwischenstaatliche Vertrag“ der das Thema Bevölkerungstransfer (hier aber auf freiwilliger Basis und beschränkt auf die Einwohner des Grenzgebietes) behandelte, wurde schon 1913 vom Osmanischen Reich und Bulgarien (Friedensvertrag von Adrianopel) unterzeichnet. Der Vertrag von Lausanne hatte hingegen einen „Zwangscharakter“ und war über das jeweilige Grenzgebiet hinaus gültig. Sonderregelungen gab es für die orthodoxen Christen in Istanbul und für die Muslime in Westthrakien. Die Personen, meistens Griechen, die nicht schon 1922 aus Kleinasien geflohen waren, wurden „zwangsweise umgesiedelt“. Ungefähr 1,3 Millionen Griechen, die zum Teil nicht Griechisch sprachen und ungefähr 400.000 Muslime mussten ihre bisherige Heimat verlassen und ihre Staatsbürgerschaft abgeben. Vor allem Griechen, Türken, Bulgaren und Makedonier, also zwei bis drei Millionen Menschen, waren von dieser Politik betroffen. (Leibniz-Institut für Europäische Geschichte, http://www.ieg-ego.eu/de/threads/europa-unterwegs/ethnische-zwangsmigration/holm-sundhaussen-ethnische-zwangsmigration, 22.06.2013).
Flucht
Durch den langsamen Niedergang des Osmanischen Reiches ab dem 17. Jahrhundert, kam es vor dem Ersten Weltkrieg zu einer großen Anzahl von Flüchtlingen auf dem Balkan. Im Osmanischen Reich lebten die unterschiedlichsten Bevölkerungsgruppen, die sich „sprachlich, ethnisch und religiös voneinander unterschieden. Sie waren häufig „in religiösen, gesetzlichen und administrativen Fragen“ autonom. Mit Zunahme ihrer Eigenständigkeit erkannten sie auch ihre „Differenzen“, die zu zwei Arten von Flüchtlingen führte: Erstens die muslimischen Bewohner, die Richtung Süden zogen, um unter osmanischem Schutz zu stehen und zweitens die christlichen Bewohner, die Richtung Norden zogen, um sich der osmanischen Herrschaft zu entziehen. Diese Gruppe suchte sich selbst ihren Lebensmittelpunkt in anderen Staaten und Regionen (Marrus 1999: 50-51).
Die kurzen Balkankriege setzten neue Richtlinien für „Barbarei, Gewalttätigkeit und Destruktivität“. Die Carnegie-Studie von 1914 hat festgestellt, dass die Flüchtlinge allen Routen folgten. Ungefähr 100.000 Muslime versuchten den Balkantruppen zu entfliehen, als diese zum ersten Mal 1912 zum Angriff übergingen. Mit Beginn des Jahres 1913 kamen 135.000 muslimische Flüchtlinge durch Saloniki, um weiter ins Osmanische Reich zu gelangen. Von 1912 bis 1913 gelangten mehr als 177.000 muslimische Flüchtlinge ins Osmanische Reich. Im Laufe des Zweiten Balkankrieges flüchteten 15.000 Makedonier aus Makedonien, „um der bulgarischen Armee auf ihrem Rückzug zu folgen“ und 70.000 Griechen flohen aus Westthrakien, welches durch die Bulgaren besetzt worden war. Ostthrakische Bürger flohen wegen des Krieges „in alle Richtungen“. Dieses Gebiet war 1912 von den Bulgaren eingenommen worden und fiel nach ein paar Monaten wieder an die Osmanen. Die Griechen, Serben und die Bulgaren teilten sich Makedonien auf, so dass viele Makedonier in einem anderen Teilstaat oder im Ausland Zuflucht suchten (Marrus 1999: 55-56).
Griechenland bekam sehr viele Flüchtlinge aus dem Osmanischen Reich, Russland, Bulgarien und anderen Ländern. Es kam in Griechenland zu einer Volksvermehrung von über einem Viertel. Die Rechte der osmanischen Grundbesitzer mussten in Griechenland geachtet werden, d.h. Grundbesitzübertragungen mussten privatrechtlich gelöst werden. Griechenland konnte nur bei staatlichen Ländereien und bei Besitzungen der „Toten Hand“ (Vakuf) auf diese zugreifen. In Bulgarien sah es etwas anders aus. Die Besitzungen der Osmanen sind, nachdem sie aus dem Land vertrieben wurden, in bulgarischen Besitz übergegangen (Hösch 2008: 205-206).
Es flüchteten aus den ehemaligen Balkanprovinzen ca. 1,2 Mio. Muslime. Wenn man die 450.000 Muslime, die nach dem türkischen Unabhängigkeitskrieg durch den Bevölkerungsaustausch mit Griechenland aufgenommen werden mussten hinzuzählt, erhält man eine Einwanderungszahl von ungefähr 1,65 Mio. Muslimen (Uwe Becker, http://www.osmanischesreich.de/geschichte/18-20-jahrhundert/flucht-und-vertreibung/, 06.06.2013).
„Die Abwanderung der Muslime erfolgte einerseits als spontane Flucht: Sobald die osmanischen Streitkräfte den Rückzug angetreten hatten, folgten ihnen große Teile der zivilen muslimischen Bevölkerung in das türkische Mutterland. Die Abwanderungsformen (Flucht und Vertreibung) waren nicht immer offenkundig ersichtlich“ (Leibniz-Institut für Europäische Geschichte, http://www.ieg-ego.eu/de/threads/europa-unterwegs/ethnische-zwangsmigration/berna-pekesen-vertreibung-der-muslime-vom-balkan#, 22.06.2013).
Die nicht geltend machen könnenden Rechtsansprüche und Regelungen der Eigentumsfragen der Geflohenen förderte die Auswanderung und ließ keine Rückkehr in die verlassene Heimat zu (Leibniz-Institut für Europäische Geschichte, http://www.ieg-ego.eu/de/threads/europa-unterwegs/ethnische-zwangsmigration/berna-pekesen-vertreibung-der-muslime-vom-balkan#, 22.06.2013).
Umsiedlung
Durch die Initiative des Osmanischen Reiches kam es zu internationalen Vereinbarungen des Bevölkerungstransfers. Das Interesse des Osmanischen Reiches war den Einfluss der christlichen Minderheiten seit 1910 zu verringern, da von diesen Minderheiten immer eine Gefahr der Einmischung des Auslandes in die Politik befürchtet wurde. Seit dem Berliner Kongress bis 1912 strömten über 250.000 Flüchtlinge und von 1912 bis 1914 weitere 120.000 Menschen nach Bulgarien. Um den „Flüchtlingsstrom“ zu lenken, wurde das Abkommen von Adrianopel, das erste dieser Art, zwischen Bulgarien und dem Osmanischen Reich unterzeichnet. Ungefähr 50.000 Osmanen verließen in den beiden Kriegen Bulgarien und fast so viele Bulgaren siedelten vom Osmanischen Reich nach Bulgarien um. Dieses Abkommen machte es möglich, dass sich Bewohner in einem 15 km breiten Streifen entlang der gemeinsamen Grenze freiwillig austauschen ließen. Sie konnten ihr Hab und Gut mitnehmen. Eine gemischte Kommission kümmerte sich um den Ausgleich der Besitzansprüche (Marrus 1999: 56-57).
Folgen der Migrationsbewegungen
Die Folgen der Migrationsbewegungen sind vielfältig. Es kam sowohl in Istanbul als auch in den anatolischen Gebieten zu Schwierigkeiten der Versorgung und Unterbringung der zahlreichen Migranten.
Das Osmanische Reich wurde durch die territorialen Verluste, den Staatsbankrott, die inneren Aufstände und die darauf folgenden Kriege geschwächt. Die über eine Millionen Flüchtlinge aus dem Balkan und dem Kaukasus verschlimmerten die Situation noch. Viele Flüchtlinge lebten in ärmlichen Verhältnissen und überlebten zum Teil durch Raubzüge. Die osmanische Gesellschaft veränderte sich von einem Vielvölkerreich zu einem überwiegend muslimischen Land. Andererseits entstanden monokulturelle Gesellschaften sowohl in den Flüchtlingsgebieten als auch in den Zielgebieten und festigten somit die neuen Nationalstaatengebilde im Balkan und der entstehenden Republik Türkei (Leibniz-Institut für Europäische Geschichte, http://www.ieg-ego.eu/de/threads/europa-unterwegs/ethnische-zwangsmigration/berna-pekesen-vertreibung-der-muslime-vom-balkan#, 22.06.2013).
Folgen in den Balkanländern am Beispiel Bulgariens
Bulgarien erkannte mit dem 1913 unterzeichneten Istanbul-Abkommen die 20 Punkte und vier Anlagen an. Das Osmanische Reich erhielt Edirne, Kirklareli und Dimetoka und der Fluss Meric symbolisierte die Grenze zwischen dem Osmanischen Reich und Bulgarien. Bulgarien akzeptierte die Muslime als gleichberechtigt an und sicherte ihnen „Glaubensfreiheit“ und „politische Rechte“ zu. Doch trotz dieser Zusicherung wurden viele Muslime schon im ersten Balkankrieg getötet, vertrieben oder sollten zum christlichen Glauben konvertieren (Gökpinar 2011: 181-182).
Foto: Zwangstaufen der Muslime (AKYOL 2013: 178).
Foto: Kriegspropaganda der Bulgaren mit der bulgarischen Königin und König Ferdinand (AKYOL 2013: 121).
Folgen im anatolischen Reichsgebiet
Herr Öztürk interviewte in einem Artikel der Zeitschrift „Aksiyon“ Ahmet Demirel über sein Buch „Tek Partinin İktidarı: Türkiye’de Seçimler ve Siyaset (1923-1946)“. In diesem Buch wird das Einparteiensystem und dessen Regierung in der Zeit von 1923-1946 in der Republik Türkei bezüglich des politischen Einflusses der Balkanstämmigen in den Gründungsjahren der Republik Türkei mit Zahlen belegt. Am Anfang der Republik gab es etwa 20 % Abgeordnete, die gebürtig aus dem ehemaligen osmanischen Gebiet, Rumelien, also aus dem verlorenen Balkangebiet, stammten. Die Abgeordneten, die im Parlament die süd-und süd-ostanatolischen Provinzen vertraten, waren fast zu 50% gebürtig aus den Balkangebieten. (Aksiyon. http://www.aksiyon.com.tr/aksiyon/haber-35 (525-istiklal-mahkemesi-arsivi-meclis-baskaninin-iki-dudagi-arasinda.html (06.06.2013).
Führende Politiker der Republik Türkei kamen aus der „ersten oder zweiten Generation“ der Balkanmigranten. Nach den Balkankriegen kam es im Osmanischen Reich zur „Türkisierung des Landes“. Dies kam in „der Wirtschafts-, Bildungs- und Siedlungspolitik“ zum Ausdruck. Die Flüchtlinge aus dem Kaukasus und dem Balkan spielten auch in der „osmanischen paramilitärischen Sonderorganisation (Teşkilat-ı Mahsusa)“ eine große Rolle. Diese Organisation ist als „Todesschwadron gegen die Nichtmuslime“ in die Geschichte eingegangen (Leibniz-Institut für Europäische Geschichte, http://www.ieg-ego.eu/de/threads/europa-unterwegs/ethnische-zwangsmigration/berna-pekesen-vertreibung-der-muslime-vom-balkan#, 22.06.2013).
Das Forschungsinstitut Konda führte eine repräsentative Untersuchung durch, in der hervorgeht, dass die aus dem Balkan stammende Minderheit 0,2 Prozent der Gesamtbevölkerung im Jahre 2006 ausmachte. (Konda, http://www.konda.com.tr/tr/raporlar.php, 22.06.2013).
Sowohl bei der Gründung der Republik Türkei als auch später hatten die Balkanstämmigen in der Türkei einen erheblichen Einfluss. Nicht nur der Gründer der Türkei, Mustafa Kemal Atatürk, der aus Saloniki stammte, sondern auch der zweite Staatspräsident, Ismet Inönü, stammte mütterlicherseits aus Rustschuk, dem heutigen Russe in Bulgarien. Auch Mustafa Abdülhalik Renda, der aus Ioannina (Griechenland) in die Türkei auswandern musste, war Vorsitzender der Großen Nationalversammlung und eine kurze Zeit Stellvertretender Staatspräsident vor Inönü. Er war von makedonischer Abstammung. Ali Fethi Okyar, der zweite Ministerpräsident und Celal Bayar, der dritte Staatspräsident stammten ebenfalls aus der Balkanregion des früheren Osmanischen Reiches. Bekannte Persönlichkeiten waren zum Beispiel im Sport Ali Sami Yen; in der Presselandschaft die Uzan Familie; in der Textil- und Modebranche die Bezmen und Ipekci Familien und in der Wirtschaft die Familie Kavala. Talat Pascha wurde 1871 in Kardschali/Bulgarien geboren und war Innenminister und Großwesir des Osmanischen Reichs und Führer der Jungtürken. Nazim Hikmet, ein türkischer Dichter und Dramatiker, wurde 1902 in Saloniki geboren. Sabahattin Ali wurde 1907 in Gümülcine, heute Komotini/Griechenland geboren. Er war ein bekannter türkischer Schriftsteller. Die politische Mitwirkung der Balkanstämmigen kann ebenfalls durch die 20 der 550 Abgeordneten im heutigen türkischen Parlament beobachtet werden (Rumeli Platformu, http://www.rumeliplatformu.com/?p=1675, 25.06.2013).
Foto: Mustafa Kemal und zwei seiner Freunde vor der Militätschule in Manastir (AKYOL 2013: 57).
Schlussfolgerung
Abschließend lässt sich feststellen, dass der Erste Balkankrieg zum Untergang des Osmanischen Reiches in Europa führte. Der Zweite Balkankrieg war ein Fehlschlag für Bulgarien, welches territorial sehr stark beschnitten wurde (Schwarz 2013: 298).
Die Muslime, die im Balkan unter dem Slogan „Der Balkan den Balkanvölkern!“ lebten, wurden ermordet oder vertrieben, obwohl sie dort mehr als 600 Jahren ansässig waren (Sax 1913: 650-652).
Das gemeinsame geschichtliche Gedächtnis der Balkanvölker droht ausgelöscht zu werden. Das osmanische Erbe ist teilweise noch in „der Alltagskultur, in der Sprache und in den Lebens- und Eßgewohnheiten“ wiederzufinden (Hösch 2004: 24-25).
Die Balkankriege, die 1912 ausgebrochen sind, sind nichts anderes gewesen, als die Vorboten des 1. Weltkrieges (Roux 2010: 443).
Hier wird deutlich, dass die Nationalstaaten auf allen Seiten einen politischen Erfolg, auf Kosten der millionenfachen Zwangsmigranten und Vertriebenen, hatten.
6. Literaturverzeichnis
Akyol, Taha (2013): Rumeli’ye Elveda: 100. Yılında Balkan Bozgunu [Abschied von Rumelien: Das 100. Jahr der Balkanniederlage]. Istanbul: Doğan Egmont Yayıncılık.
Becker, Uwe (2002): Flucht und Vertreibung: Osmanisch muslimische Flüchtlingsbewegung in und aus den Balkanprovinzen zwischen 1814-1926 und in die türkische Republik zwischen 1923-1991.Uwe Becker. http://www.osmanischesreich.de/geschichte/18-20-jahrhundert/flucht-und-vertreibung/ (06.06.2013).
Erdem, Tarhan (2006): Biz Kimiz? Toplumsal Yapı Araştırması. Konda [Wer sind wir? Eine Untersuchung über die gesellschaftliche Zusammensetzung] . http://www.konda.com.tr/tr/raporlar.php (22.06.2013).
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Hösch, Edgar (2004): Geschichte des Balkans. München: C.H. Beck Verlag.
Hösch, Edgar (2008): Geschichte der Balkanländer: Von der Frühzeit bis zur Gegenwart. München: C.H. Beck Verlag (5. Aufl., Erstauflage 1988).
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Gökpinar, Hakan (2011): Deutsch-türkische Beziehungen 1890-1914 und die Rolle Enver Paschas. Marbur: Tectum Verlag (=Monographie aus der Reihe der Geisteswissenschaft; 16).
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Laun, Rudolf (1971): Staat und Volk. Eine völkerrechtliche und staatsrechtliche Untersuchung auf philosophischer Grundlage. Aalen: Scientia Verlag (2. Aufl., Erstauflage 1932).
Lieberman, Benjamin (2006): Terrible Fate: Ethnic Cleansing in the Making of Modern Europe. Chicago: Ivan R. Dee Verlag.
Marrus, Michael R. (1999): Die Unerwünschten – The Unwanted: Europäische Flüchtlinge im 20. Jahrhundert. Berlin u.a.: Schwarze Risse, Rote Strasse Verlag.
Nuscheler, Franz (2004): Internationale Migration: Flucht und Asyl. Opladen: Leske und Budrich (2. Aufl., Erstauflage 1995) (=Monographie Grundwissen Politik; 14).
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Weithmann, Michael W. (2000): Balkan Chronik: 2000 Jahre zwischen Orient und Okzident. Regensburg: Friedrich Pustet Verlag (3. Aufl., Erstauflage 1995).
Tarihe düştüğünüz bu yetkin not için çok teşekkürler! Duymayan ve işitmeyene hiçbir sözümüz olamaz..Saygı ve selamla. Ahmet Cumhur RODOPLU